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Negativzinsen: Was ist das?

Die Welt verändert sich rasant und wir müssen uns an diesen Wandel anpassen. So müssen wir zum Beispiel lernen mit Negativzinsen zu leben. Ein Drittel der gesamten Staatsverschuldung, insgesamt 13'000 Milliarden Dollar, werden heute mit negativen Renditen gehandelt. Die Schweiz steht vermutlich zuoberst auf dieser Liste.

Es ist einfach bei diesem komplexen Thema die Übersicht zu verlieren. Deshalb finden Sie in den nächsten Abschnitten diverse Erklärungen zu den Negativzinsen und deren Konsequenzen auf unsere Wirtschaft.

Negativzinsen: Definition

Zu Negativzinsen kommt es, wenn eine gewisse Summe Geld ausgeliehen und eine kleinere Summe zurückgezahlt wird. Daraus entsteht dann eine negative Rendite.

Wie kommt es konkret zu Negativzinsen?

Der negative Nominalzins wird vom negativen Leitzinssatz, den die Zentralbanken beschliessen, beeinflusst. In der Schweiz muss die Schweizerische Nationalbank (SNB) die Menge an Schweizer Franken auf dem Markt erhöhen, damit sie dessen Wert mindern kann. Es geht also darum, die Liquidität auf dem Markt zu erhöhen. Die SNB kann diese negativen Zinssätze auch auf die von ihr gehaltenen Anlagen bei anderen privaten und öffentlichen Banken anwenden. Deshalb müssen diese Banken für höhere Geldanlagen die SNB bezahlen. Dadurch sollen die Banken ermutigt werden, ihr Vermögen auf dem Markt zu nutzen.

Wie wird die Wirtschaft beeinflusst?

Die negativen Zinssätze machen Investitionen weniger attraktiv. Deshalb sinkt die Geldnachfrage und führt zu einem sinkenden Wechselkurs. Dies wiederum kurbelt das Wachstum an und fördert die Inflation. Dieses Phänomen wird als Wechselkurskanal bezeichnet.

Auch die Kosten für Kredite können durch die tieferen Referenzzinssätze sinken. Wie beim Wechselkurskanal wird erwartet, dass die Inflation steigt und das Wachstum zunimmt. Dies wird als Kreditkanal bezeichnet.

In solchen Situationen wird die Finanzwelt stark gestört und viele Beteiligte, darunter Pensionskassen, Versicherungsunternehmen, Banken und Einzelpersonen, sehen sich mit Problemen konfrontiert.

Negative Zinssätze erschrecken Investoren und Verbraucher oft. Sie gefährden nicht nur das traditionelle Bankenmodell und wirken sich auf die Wirtschafts- und Finanztätigkeit aus, sondern schaffen auch eine einzigartige Situation. Meistens wird bei einer Investition nämlich eine positive Rendite erwartet. Diese Negativzinspolitik ist eine Neuheit des 21. Jahrhunderts.

Obwohl es noch ein bisschen früh für Schlussfolgerungen ist, zeigt sich vorerst, dass diese Politik bis jetzt relativ geringe Auswirkungen auf die Weltwirtschaft hat.

Wie sind wir zur Negativzinspolitik gekommen?

Durch das gezielte Vorgehen der Zentralbanken. In Japan und Europa zum Beispiel haben die Zentralbanken die Zinsen massiv gesenkt, um das Wachstum zu steigern, die Inflation anzukurbeln und die Kredite und den Konsum zu fördern. In der Schweiz lief das Ganze jedoch anders ab. Als kleine Wirtschaftsmacht auf dem Weltmarkt wurde sie nach der Aufhebung des Mindestsatzes dazu gezwungen negative Zinsen einzuführen, um den Zufluss von Auslandskapital in den Schweizer Franken zu stoppen.

Diese Negativzinspolitik diente dazu, übermässige Kapitalzuflüsse zu vermeiden und Währungen zu schwächen, so wie es beispielsweise Dänemark gemacht hat. Die grossen Wirtschaftsmächte sehen darin eine Ergänzung ihrer quantitativen Lockerungspolitik. Diese soll das Wachstum stimulieren und gleichzeitig das Risiko einer Deflation verringern.

Wie sieht es mit den Folgen aus?

Die Pensionskassen verlieren zum Beispiel ihren dritten Beitragszahler – die Kapitaleinkünfte. Unter diesen Bedingungen kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Beiträge erhöht werden. Die Banken, die die Negativzinsen nicht weitergeben können, werden bald eine niedrigere Zinsmarge haben.

Die Verbraucher befinden sich in einer unbekannten Situation und wenn sie nicht mehr wissen, was zu tun ist, dann werden sie vielleicht weniger oder gar nicht mehr konsumieren. Darüber hinaus werden Verbraucher aus Angst vor niedrigeren Renten zusätzlich zu ihren Beträgen sparen und dies oft unter schlechten Bedingungen. Dieses Geld nimmt schliesslich nicht mehr an der Wirtschaftsdynamik teil und erzeugt keine Gewinne.

Die aktuelle Situation verursacht viel Reibung und Spannung im System. Sie wird daher eher nicht langfristig bestehen können. Der Anleger muss deshalb zumindest für die Inflation entschädigt werden, wenn er weiterhin sein Kapital ausleihen soll. Die Zentralbanken werden gezwungen sein, eine neutralere Geldpolitik wiederherzustellen. Vorreiter dieser Bewegung könnte die US-Notenbank (Fed) sein, die am ehesten zu Zinserhöhungen neigt.

Schlussfolgerung

Was denken die Schweizer Banken von der Negativzinspolitik? Laut einer Umfrage der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY gefällt 86% der Schweizer Banken diese Politik ganz und gar nicht. Sie sorgen sich um den Schwund ihrer Kreditmargen und langfristig um ihre Rentabilität. Einige erwägen diese Politik auf ihre Kunden und Kundinnen anzuwenden, selbst wenn dies zur Folge hat, dass diese ihre Vermögen vielleicht zurückziehen.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat die Erhöhung ihrer Leitzinsen auf das nächste Jahr verschoben. Die Schweizerische Nationalbank dürfte diesem Entscheid logischerweise Folge leisten, was ein Risiko für Europa darstellen würde. Problematisch wäre es, wenn die EZB ihre Zinssätze auf das Niveau der Schweizer Zinssätze senken würde. Dann müsste die SNB eingreifen, um eine Überbewertung der Schweizer Währung zu verhindern.

Um dies zu verhindern, müsste ein höheres Inflationsziel angestrebt werden. Die Inflation in der Schweiz ist nur schwächer als die in Europa oder den Vereinigten Staaten, weil die Schweizer Zinsen so niedrig sind. In diesem wirtschaftlich und politisch unsicheren Umfeld bleibt gemäss der SNB «der negative Zinssatz für die Schweiz unerlässlich».

Es bleibt abzuwarten, ob diese negativen Zinssätze langfristig tragbar sind oder ob es sich nur um eine Übergangsfinanzpolitik handelt.