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Libor-Ende auf 2021 angesetzt

Im Juli dieses Jahres hat der Chef der britischen Finanzaufsichtsbehörde Financial Conduct Authority (FCA) das Ende des Libors angekündigt. Diese Entscheidung folgt auf mehrere Skandale die das Vertrauen der Benutzer des Zinssatzes erschüttert haben. So zum Beispiel 2012 als die UBS und die Deutsche Bank Geldbussen in der Höhe von insgesamt 9 Milliarden Dollar zahlen mussten. Ein weiterer Grund für diese Entscheidung ist der Liquiditätsmangel auf dem Interbankenmarkt.

Die London Interbank Offered Rate (dt: Londoner Interbanken-Angebotszins), kurz Libor, ist ein Referenzzinssatz, welcher für Kurzzeitkredite auf dem Geldmarkt gebraucht wird. Dieser Zinssatz entspricht dem Zinssatz, zu dem sich die Grossbanken gegenseitig Geld ohne Rückgabegarantie leihen. Er ist den Marktschwankungen unterworfen und variiert deshalb täglich. Der Libor gilt als der niedrigste Interbankenzinssatz in London. Laut einem im August erschienen Artikel der Financial Times sind nicht weniger als 420'000 Milliarden Dollar an Derivaten, Hypotheken oder Unternehmensdarlehen mit dem Libor verbunden.

Welche Folgen hat das Libor-Aus in der Schweiz?

Theoretisch gesehen muss für jede Währung ein alternativer Referenzzinssatz gefunden werden. Während es auf europäischer Ebene noch keinen solchen gibt, hat die Schweiz schon eine Lösung gefunden. Der Libor wird durch den Saron, welcher seit 2009 als offizieller Referenzzinssatz gilt, abgelöst. Die Swiss Average Rate Overnight, kurz Saron, ist ein Übernachtzins, der auf den Transaktionen des Schweizer Repo-Marktes basiert.

Der grösste Unterschied wird in der Entstehung des Benchmarks liegen. Bisher haben die Zinssätze auf Schätzungen beruht. Von nun an werden sie auf realen und tatsächlichen Transaktionen basieren. Darüber hinaus wird jeder Libor-Ersatz seine eigenen Besonderheiten haben. Die Schweiz zum Beispiel hat sich für einen sogenannten gedeckten Zins entschieden. Das bedeutet, dass sich die Banken wie zuvor Geld leihen, aber zukünftig Sicherheiten dafür verlangen können. Für den Euro ist sehr wahrscheinlich das Gegenteil vorgesehen. Details sind jedoch noch nicht bekannt.

Verbraucher im Vorteil?

Die Finanzbehörden werden diese Zinssätze nicht einfach selbst bestimmen können. Es sind die Banken, die von nun an ihre eigenen Methoden und Regeln festlegen dürfen und diesen auch folgen werden. Da die Banken aber ihre Geschäftsbeziehungen und ihren guten Ruf gegenüber der Gesellschaft bewahren möchten, werden sie die Preise vermutlich nicht erhöhen. Die Schweiz, welche seit rund zehn Jahren auf den Referenzzinssatz Saron zählen kann, hatte anscheinend das Ende des Libors und seine Manipulationsskandale dank der Schweizerischen Nationalbank (SNB) vorausgeahnt.

Diese Veränderung sollte jedoch keine wesentlichen Auswirkungen auf die Hypotheken der Banken haben, denn der Kurs des Libors und des Sarons sind sich sehr ähnlich. Trotzdem sollten diejenigen, die eine Hypothek im Zusammenhang mit dem Libor abgeschlossen haben, die Vertragsbedingungen und den Übergang vom alten zum neuen Zinssatz sorgfältig prüfen.